Am 27. Juli 1675 hatte der französische Feldmarschall Henri de Turenne mit seinen Truppen am Schwarzwaldrand Stellung bezogen. Seit 1672 tobte der Holländische Krieg, in dem sich Frankreich, England und Schweden auf der einen, niederländische, spanische und deutsche Heere auf der anderen Seite gegenüberstanden. In der Nähe von Sasbach bei Achern wollte Turenne die feindlichen kaiserlichen Truppen stellen und besiegen, nachdem er sie aus dem Elsass vertrieben und über den Rhein verfolgt hatte.
Doch es kam anders: Der Überlieferung nach schlug eine gegnerische Kanonenkugel in die Krone eines Nussbaums ein und löste einen schweren Ast, der den General während eines Erkundungsritts zu Boden riss. Einer anderen Version nach traf die Kugel Turenne direkt in die Brust. Der Marschall starb jedenfalls kurz darauf – er wurde 63 Jahre alt. Konsterniert durch den Verlust ihres Anführers zogen sich die Franzosen daraufhin zurück – zum Nahkampf der gegnerischen Heere kam es in der „Schlacht bei Sasbach“ nicht.
Jahrzehnte später, im Jahr 1760, ließ der Straßburger Fürstbischof Konstantin von Rohan, zu dessen Herrschaftsgebiet auch das rechtsrheinische Sasbach gehörte, am Ort von Turennes Tod einen knapp eineinhalb Meter hohen Gedenkstein errichten, der bis heute dort steht. Auf den drei Seiten des Steins wird in lateinischer, französischer und deutscher Sprache an das Ereignis von 1675 erinnert: „Hier ist Turennius vertötet worden“, lautet die Inschrift in einem für heutige Ohren altertümlichen Deutsch.
Der Bischof beauftragte einen französischen Invaliden, das Denkmal zu bewachen und ließ für ihn eigens ein Wärterhäuschen bauen. 1785 wurde zum Gedenken an Turenne zusätzlich eine 18 Meter hohe Marmorpyramide aufgestellt. Doch schon im Jahr darauf zerstörte ein Sturm die Pyramide.
1829 errichtete die französische Regierung ein neues Denkmal an der Stelle des alten. Es war ein acht Meter hoher Obelisk auf einem würfelförmigen Granitsockel, zu dem eine freie dreistufige Treppe hinaufführte. Französische Galeerensträflinge wurden vorübergehend in Sasbach und Achern interniert, um den Stein zu schleifen. Auf der vorderen Seite des Sockels war als Relief ein Bildnis Turennes zu sehen, der in Richtung Frankreich blickte. Zu lesen war die Widmung: La France à Turenne. Das Areal um das Denkmal war und blieb im Besitz des französischen Staates.
Auch das Wächterhaus musste im 19. Jahrhundert neu gebaut werden. Von den 1860er bis in die 1890er Jahre wohnte dort ein Lothringer namens Meunier, der zuvor im französischen Heer gedient hatte und nun das Denkmal bewachte. Während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 wäre dieses fast zerstört worden, weil eifrige Patrioten die angebliche „Schmach des Vaterlandes“ beseitigen wollten. Nicht zuletzt war es der Gegenwehr beherzter Sasbacher Bauern zu verdanken, dass das Denkmal unversehrt blieb. Auch im Ersten Weltkrieg drohte Gefahr. Schüler der Heimschule Lender in Sasbach brachen in das seit Kriegsbeginn leerstehende Wärterhäuschen ein. Einige von ihnen planten bereits, das Denkmal bei Nacht und Nebel in die Luft zu sprengen. Einer ihrer Mitschüler, der spätere Pfarrer und NS-Gegner Heinrich Magnani, leistete aber Überzeugungsarbeit und konnte so das Schlimmste verhindern.
Den Nationalsozialisten war das Denkmal von Anfang an ein Dorn im Auge. 1940, inmitten des Zweiten Weltkriegs, ließen sie es entfernen. Doch nach Kriegsende errichteten die Franzosen den Obelisken neu – Sasbach lag seit 1945 in der französischen Besatzungszone. Charles de Gaulle, der spätere französische Präsident, erschien zur feierlichen Einweihung.
Im ehemaligen Wächterhaus befindet sich heute eine Außenstelle des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg – eine Dauerausstellung erzählt dort die spannende Geschichte dieses außergewöhnlichen Ortes.
Ist die Geschichte aus dem Ersten Weltkrieg schon irgendwo publiziert worden?
Die Schilderung ist nachzulesen in: Schwarz, Wolfgang: Heinrich Magnani. Ein Dorfpfarrer. Mosbach 1999, S. 127-129.
…. es wird wohl angenommen daß der Verfasser des Simplicissimus, Christoffel von Grimmelshausen die „Vertoetung“ live miterlebt hat.